Glashütte

Bereits 1731 wurde die Glashütte von Johann Georg Tritschler, Glashüttenmeister aus Mindelheim, der sich mit seiner Familie und seinen Gesellen auf Ettaler Pachtgrund hier ansiedelte, gegründet. Die Glasproduktion war in mehrfacher Hinsicht auf Holz angewiesen: Neben Brennholz für den Schmelzvorgang wurde Holz auch zur Entspannung des Glases für die Kühlöfen benötigt. Ebenso benötigte man Holz zur Herstellung von Pottasche. Der Jahresbedarf einer mittelgroßen Glashütte konnte zwanzig bis dreißig Hektar Wald betragen.

Von 1731 bis 1890 wurden in der Aschauer Glashütte Flaschen jeglicher Art und Größe, Butzenscheiben, Glaskrüge, gläserne Öllampen, Bier– und Weingläser produziert. Auch Fläschchen für die Steinölproduktion im Karwendel wurden verkauft. Der Vertrieb erfolge meist durch Kraxenträger. Des weiteren wurden  Glasscheiben aus durchsichtigem, leicht grünlichem Glas, die nicht nur als Fensterglas, sondern auch für Hinterglasmalereien gebraucht wurden, produziert. Hier findet sich der Ursprung für die Hinterglasmalerei im Staffelseegebiet.

Schon kurze Zeit nach der ersten bildlichen Darstellung von 1733 finden sich auch schriftliche Berichte über die Produktion der Aschauer Hütte und die Folgen des Hüttenbetriebs für die umliegende Waldungen.

Die „alte Glashütte“ war im Fuchsloch, mit Wohn- und Gesellenhäuser sowie einer Kapelle angesiedelt. Sie wurde aber, nachdem mehrere Hochwässer immer wieder die Gebäude zerstörten, weiter unten, am Ende der jetzigen Birkenallee neu erbaut.

Ihre Blütezeit erlebte die Glashütte durch die Familie Hohenleitner, früher Hochenleuthner. Mathias Hochenleuthner aus Aschau heiratete die Witwe des Glasermeisters Johann Georg Tritschler und die Familie betrieb die Glashütte zuerst als Pächter und später durch Kauf. Die Produktion des Glases wuchs stetig und gewann eine immer größere Bedeutung in der Region. Es wurden Ölfläschchen in großen Mengen hergestellt und bis nach Tirol geliefert, ebenso wurden Fensterscheiben, Weihbrunnkrüglein, Kirchenampeln und Ewige Lichter gefertigt. Besonders die Familienbetriebe der Hinterglasmaler im Staffelseeraum und besonders Seehausen waren große Abnehmer. Pro Jahr wurden ca. 40.000 Gläser benötigt.

Aufgrund der Seehauser Hinterglasmaler, die im großen Umfang das Aschauer Glas benötigten, wurde eine sehenswerte Ausstellung von Herrn Joseph Führer, Heimat- und Museumsverein Seehausen, mit Frau Susanne Horak, Archivarin Seehausen und in Verbindung mit Herrn Prof. Claus Priesner von der Ludwig-Maximilians Universität in München in mühevoller Arbeit zusammengestellt. In dieser Ausstellung wird aus historischen Quellen ein Stück der Vergangenheit der Aschauer Glashütte erforscht und zusammengetragen und mit Produkten aus der damaligen Herstellung dem Besucher gezeigt (https://staffelseemuseum.de/).

Die Gemeinde Grafenaschau stellte Recherche an, um alte Unterlagen bzgl. der Glashütte und  ihrer Betreiber zu finden und dem Heimatverein zur Verfügung zu stellen. Im Archiv des letzten Besitzers der Glashütte, des Fürsten von Quadt zu Wykradt und Isny, wurde in diesen Beständen einiges an Übergabeverträgen, Verträgen usw. gefunden und dank der Hilfe und Bereitschaft des Kultur- und Archivamtes Ravensburg wurden die Unterlagen zugesandt und konnten anschließend zum Teil schon übersetzt werden. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis sämtliche Unterlagen aufgearbeitet sind.

Chronik

1731 Inbetriebnahme der ersten Glashütte

1762 verlegte man die Glashütte wegen eines Hochwassers weiter stromabwärts der Lahne. Für den zur Glashütte gehörenden Grundbesitz kam ein neuer Flurname auf „Fuchsloch am Glasberge“.

1785 musste die Glashütte abermals verlegt werden, da sie durch ein Hochwasser zerstört wurde. Dieses mal wählte man einen beträchtlich weiter stromab gelegenen Standort in Aschau, am Ende der heutigen Birkenallee, wie es seit dem vorigen Jahrhundert heißt: Grafenaschau.

1803 Durch die Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation führte es zu einem Besitzwechsel, die Glashütte und die dazugehörigen Gründe wurden Eigentum des bayerischen Staates.

Die Hütte wurde jedoch an die Familie Hohenleitner verpachtet und diese konnte

1822 durch die Glasmeisters- und Glashüttenpächterswitwe zu einem beachtlichen Kaufpreis erworben werden.

1852 wurde die Glashütte an die Grafen von Quadt zu Wykradt und Isny verkauft und

1890 wurde die Glasproduktion eingestellt.

 

Lit./Bild Standorte: Christian Malzer, Vortrag Grafenaschau Juni 2017, Kartengrundlage: www.bayernviewer.de
Skizze entnommen aus: Ober, M. Luitraud: Kohlgrub. Eine Ortsgeschichte, St. Ottilien 1956, S. 240.
Fotos: © Henk, Wegner